Schottland sagt "Nein" zur Unabhängigkeit, somit bleibt die 307 Jahre alte Union intakt. Das sind gute Nachrichten für die britische Wirtschaft, da die erheblichen Folgen eines schottischen Ausstiegs vermieden werden konnten, zumindest in der unmittelbaren Zukunft. Hiernach war die Lücke zwischen Befürwortern und Gegner knapp, da nur 55% der Wähler David Camerons "Nein"-Kampagne unterstützt haben. Eine nicht zu vernachlässigende Wählerschaft von 45% wollte dennoch die Unabhängigkeit trotz unbeantworteter Fragen wie: Die wirtschaftliche Durchführbarkeit eines unabhängigen Schottlands, eine mögliche neue Währung (da sich die BoE klar gegen eine monetäre Union ähnlich der Eurozone ausgesprochen hat), die Regelung des Gesundheitswesens und anderer Sozialausgaben und die Aufteilung der Nordseeöleinnahmen. Da der Sieg des Nein-Lagers knapp war, sollte in den nächsten Jahren mit dem Risiko eines weiteren schottischen Referendums gerechnet werden, womit das Aufwärtspotential des Sterlings langfristig unter Druck bleiben wird.
Für die unmittelbare Zukunft jedoch können das Vereinigte Königreich und die EU durchatmen, da die schottische Anwesenheit im Vereinigten Königreich die Risiken eines möglichen Wiederauflebens von nationalen Abspaltungen vor den Wahlen 2015 deutlich vermindert sind. Nach dem Schotten-Referendum gehen die Sorgen um einen möglichen Aufstieg der Konservativen (Tories) deutlich zurück. Auch wenn ein Sieg der Konservativen die Durchführung eines Referendums zur EU-Mitgliedschaft 2017 beinhaltet, so sollten die traditionell eher europafreundlichen Schotten weiterhin die Auswirkungen ausgleichen.
Das Sterling kann sich endlich wieder auf die fundamentalen Indikatoren konzentrieren
Das Sterling hat sich auf breiter Front erholt, da sich die politischen Unsicherheiten schon früh in der heutigen Sitzung aufgelöst haben. Jetzt, wo die politischen Risiken verschwunden sind, können sich die GBP-Händler wieder auf die fundamentalen Werte und auf die Prognosen zur BoE-Politik konzentrieren. Vor allem, da jetzt die Spekulationen zur Fed-Normalisierung an Dynamik gewinnen.
Der GBP/USD erholte sich über das 38,2% Fibonacci-Level auf den Rückgang vom Juli bis September (1,6487), konnte jedoch nicht über dem gleitenden 21-Tagesdurchschnitt konsolidieren, da vor dem Wochenende die "No"-Trades offenbar ihre Verkaufsgewinne behalten wollen. Die dreimonatigen (25-Delta) Risk Reversals gingen deutlich auf die Werte von Anfang September hoch. Die technischen Indikatoren drehten ins Positive, und das Cable hat nun nach dem starken Abverkauf der letzten Wochen mehr Spielraum zur Erholung. Der nächste Zielbereich liegt bei 1,6644/90 (Hoch vom 1. September/gleitender 200-Tagesdurchschnitt). Mittelfristig gesehen, werden die restriktiven Fed-Erwartungen wohl die Oberseite begrenzt halten. Die dreimonatige Cross-Currency-Basis begünstigt weiter einen höheren USD im Vergleich zum GBP - trotz des positiven politischen Ergebnisses aus Schottland.
Gegenüber dem EUR und JPY sind die Prognosen positiv. Der EUR/GBP fiel auf ein neues Zweijahrestief bei 0,78102 und wird klar weiter Schwäche zeigen. Die EZB hat gestern ihre Bilanz über eine erste TLTRO-Kreditvergabe ausgeweitet. Trotz des schwachen Interesses an langfristigen Krediten für Nichtfinanzunternehmen sollten sich die ABS und Covered Bond-Käufe ab November, sowie die im Dezember fällige zweite Tranche der TLTRO gegen Ende des Jahres auf den Euro auswirken. Die Verkaufsseite im EUR/GBP wird wohl bevorzugt werden. Im Vergleich zum Yen hat die beeindruckende GBP-Rallye das Paar zum ersten Mal seit Oktober 2008 über 180,00 gehievt. Wir vermuten, dass der schnelle Yen-Abverkauf auf den aktuellen Niveaus eine kurzfristige Pause erfordert, die Divergenz zwischen BoE/BoJ sollte die Tendenz in der ersten Jahreshälfte 2015 nach oben halten.
EURUSD Der EUR/USD wird von der kurzfristig abfallenden Trendlinie und dem Stundenwiderstand bei 1,2988 (Hoch vom 5. 9. 2015) eingegrenzt. Ein Durchbruch durch diese Widerstände ist nötig, um eine Erholung von dem Verkaufsdruck auszulösen. Eine Stundenunterstützung liegt bei 1,2835 und eine Schlüsselunterstützung findet sich bei 1,2755. Langfristig befindet sich der EUR/USD in einer Abfolge von tieferen Hochs und tieferen Tiefs seit Mai 2014. Der Durchbruch durch den Schlüsselbereich bei 1,3105 (Tief vom 6. 9. 2013) öffnet nun den Weg für einen Abstieg in Richtung der starken Unterstützungszone zwischen 1,2755 (Tief vom 9. 7. 2013) und 1,2662 (Tief vom 13. 11. 2012). Ein Schlüsselwiderstand befindet sich bei 1,3221 (Hoch vom 28. 8. 2014).
GBPUSD Der GBP/USD hat sich weiter erholt und hat sogar den Widerstand bei 1,6497 durchbrochen. Ein Schlüsselwiderstand findet sich bei 1,6644 (achten Sie auf die 200er DMA). Stundenunterstützungen finden wir bei 1,6347 (Intradaytief) und bei 1,6247 (Tief vom 18. 9. 2014). Langfristig zeigt sich, dass der Zusammenbruch der Preise nach dem Erreichen des Vier-Jahreshochs einen starken Widerstand bei 1,7192 geschaffen hat, der auch kaum in den kommenden Monaten gebrochen werden wird. Achten Sie auf die letzte Erholung, die eine mittelfristige Konsolidierungsphase einläuten könnte. Eine Unterstützung liegt bei 1,6052 und eine starke Unterstützung findet sich bei 1,5855 (Tief vom 12. 11. 2013). Das erste Ziel unserer Long-Strategie ist bei 1,6495 erreicht worden. Wir haben unsere Stopp-Loss-Marken nachgezogen.
USDJPY Der USD/JPY setzt seinen steilen Aufstieg fort und befindet sich jetzt in der Nähe seines Hauptwiderstandes bei 110,66. Aufgrund des überzogenen Anstiegs werden die Chancen für eine kurzfristige Korrektur größer. Stundenunterstützungen finden sich bei 108,37 (Intradaytief) und bei 107,39 (Hoch vom 12. 9. 2014). Eine langfristig bullische Tendenz wird favorisiert, so lange die Schlüsselunterstützung bei 100,76 (Tief vom 4. 2. 2014) hält. Die letzten neuen Hochs bestätigen einen starken bullischen Trend. Trotz einer möglichen Pause in der Nähe des Hauptwiderstands bei 110,66 (Hoch vom 15. 8. 2008) wird ein endgültiger Durchbruch nach oben favorisiert. Ein weiterer Widerstand kann bei 114,66 (Hoch vom 27. 12. 2007) gefunden werden.
USDCHF Der USD/CHF ist gestern scharf auf den starken Widerstand bei 0,9456 zurückgefallen. Ein Durchbruch durch den Stundenunterstützungsbereich zwischen 0,9301 (Tief vom 16. 9. 2014, achten Sie auch auf die aufsteigende Trendlinie) und 0,9287 würde den Beginn einer Korrekturphase signalisieren. Aus einer langfristigen Perspektive deutet die technische Struktur auf ein Ende der großen korrektiven Phase hin, die im Juli 2012 begonnen hat. Der Bruch des starken Widerstands bei 0,9250 (Hoch vom 7. 11. 2013) öffnet den Weg für eine Bewegung in Richtung des nächsten starken Widerstands bei 0,9456 (Hoch vom 6. 9. 2013). Unterstützungen finden sich bei 0,9176 (Tief vom 3. 9. 2014) und 0,9104 (Tief vom 22. 8. 2014). Ein psychologischer Widerstand liegt bei 0,9500.